Sommerspezial Berlin / 3: Berlinerin von Natur aus

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Spätestens als ich 15 Jahre alt war, realisierte ich, dass BERLIN eine besondere Stadt sein musste. Meine „Erweckung“ kam mit unserer englischen Austauschschülerin Carolin, die im Frühjahr 1980 zum Gegenbesuch nach Berlin anreiste und mich immer wieder nach „Nico“ fragte, der angesagten Stilikone, von der ich noch nie gehört hatte. Mit ihr zusammen kannte ich dann bald das alte Tempodrom in der Wüstenei des Potsdamer Platzes oder Nina Hagen. Vor allem erkannte ich, dass Berlin etwas ganz Besonderes sein musste.

Berlin war zunächst einmal meine Geburtsstadt, wenngleich ich im beschaulichen Spandau aufwuchs. Meine Familie wohnte nur 400 Meter von der Berliner Mauer entfernt. Transitfahrten nach „Westdeutschland“ waren für mich normal. Regelmäßige Besuche bei den Verwandten in der Hauptstadt der DDR, also in Ost-Berlin, waren gut eingeübt, wenngleich die Zeremonien am Grenzübergang Sonnenallee nicht nur für uns Kinder bizarr bis verschreckend waren.   

Und warum war mein West-Berlin keine Hauptstadt? Wieso stattdessen ausgerechnet die kleine Stadt Bonn? Die Antworten wurden mir nach und nach klarer und klar. Was mich aber bis heute noch erstaunt ist, dass gerade ich mit meiner ganz normalen, eher „un-hippen“ Familie in diese Stadt hinein geboren wurde. Ich bin also Berlinerin „von Natur aus“, ganz ohne dass ich mich dafür anstrengen musste. Anstrengend empfand ich das Leben in Berlin übrigens nie. 

Filmriss – Mauerfall. Über Nacht hatte ich die zweite Hälfte meiner Heimatstadt zu entdecken. Ich entdecke sie bis heute noch immer und kann an manchen Tagen nicht fassen, dass ich von meinem Bürofenster aus den Fernsehturm von der Nordost-Seite betrachten kann. Berlin, ick liebe dir! Aber inzwischen weiß ich, woanders ist es auch schön.

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