Wo sind sie denn?

Gesucht werden offenbar etliche der 100 000 Ukrainerinnen und Ukrainer, die in den vergangenen 8 Monaten nach Berlin gekommen sind, zumindest ihre Akten werden gesucht. Im Computer müssten sie doch eigentlich sein, aber dort werden sie auch vermisst – von der Verwaltung. Egal ob Senatsverwaltung oder Bezirke, angeblich wissen beide nicht richtig über den Verbleib aller Geflüchteten Bescheid – so stand es zumindest kürzlich im Berliner Tagesspiegel.
Irina, die Tochter meiner Cousine aus Cherson, versteht das absolut nicht. „Wir müssen doch genau angeben, wo und bei wem wir wohnen, wenn wir Unterstützung und einen Aufenthaltstitel beantragen.“ sagt sie irritiert zu mir. Nach meinen Erfahrungen mit der Berliner Verwaltung in den vergangenen Wochen wundert mich allerdings gar nichts mehr.
Irina kam Anfang Juli mit ihrer Tochter und ihrer Nichte nach Berlin. Anfangs wohnten sie zusammen mit uns in unserer Wohnung. Später konnten sie in ein kleines Apartment umziehen, dessen Miete Teil unserer Altersversorgung ist. Ende August reichte Irina den Mietvertrag mit Bitte um Kostenübernahme beim Jobcenter ein, das sich aber nicht für zuständig erklärte und Irina zurück ans Sozialamt verwies. Dort wurde der Antrag abgelehnt, weil er 4 Tage zu spät, das heißt im September, eingereicht wurde und Sozialhilfe nicht rückwirkend bezahlt wird. Irina reichte Widerspruch ein, der offenbar
nicht in ihrer Akte landete, die wiederum nicht auffindbar war, wie uns eine freundliche Sachbearbeiterin erklärte. Nachdem ich mit Irina von einem Büro zum andern und wieder zurück geschickt worden war, tauchte zumindest die Akte wieder auf und zwar genau dort, wo wir vier Stunden zuvor mit der Suche nach einer zuständigen Stelle begonnen hatten. Irina durfte erneut ihren Widerspruch einreichen. Der negative Bescheid ihres Antrags mit Hinweis auf Weiterleitung zur Rechtsabteilung kam prompt, mehr aber leider nicht – bis heute.
Ich frage mich, wieviel Arbeitskraft bisher gebunden wurde und noch gebunden – man könnte auch sagen, vergeudet – werden wird, für einen Fall, der durch lösungsorientiertes Handeln vor Monaten bereits von einer einzigen Person hätte geklärt werden können?
Wer bezahlt nun die Miete und wo leben die drei Geflüchteten jetzt? Das Bezirksamt weiß es nicht – wir wissen es schon!
Irina hat inzwischen eine Arbeit in der Altenpflege gefunden und kann jetzt glücklicherweise für sich und die beiden Mädels alleine sorgen und die Miete ab September übernehmen.
Heute habe ich Irina zur Krankenkasse begleitet. Obwohl die Mitarbeiterinnen der TK eine lange Schlange wartender Versicherter (darunter viele Geflüchtete) zu bedienen hatten – waren sie sehr bemüht, Irinas Problem unbürokratisch und schnell zu lösen. Die Sachbearbeiterin nahm einfach den Telefonhörer zur Hand und klärte die offenen Fragen mit ihrer Kollegin von der AOK. So gehts auch!

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